Neue Tafel für Pilger am Jakobusweg in Oberrimsingen
Badische Zeitung vom 08.Februar 2021
Wer in Richtung Santiago de Compostela unterwegs ist, findet in Oberrimsingen bald auch einen Stempel für sein Pilgerbuch.
Ultreia Santiago – vorwärts, immer weiter nach Santiago. Die Muschel zeigt den Weg. Pilgerwege zum Grab des Apostels Jakobus gibt es in ganz Europa. Einer davon führt durch Oberrimsingen, direkt vorbei am Friedhof in Grüningen. Darauf weist jetzt eine neue Informationstafel an der Friedhofsmauer hin.
Grüningen wurde bereits 763 urkundlich erwähnt, die Kapelle war zunächst dem Heiligen Jakobus geweiht. Diese Namensgebung deutet darauf hin, dass die Kirche bereits im Mittelalter auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela (Spanien) lag. Wiederbelebt wurde die Tradition vor Ort Anfang der 1990er Jahre durch Pilgergruppen des Christophorus Jugendwerks Oberrimsingen.

Zusammen mit dessen damaligem Leiter, Norbert Scheiwe, der auch Präsident der Badischen St. Jakobusgesellschaft ist, brachte nun Ortsvorsteher Pius Mangold eine neue Informationstafel neben der Jakobsmuschel an der Friedhofsmauer an. Wissenswertes kann nicht nur direkt gelesen werden, ein QR-Code ermöglicht auch weiterführende Informationen. Den einen Jakobusweg gibt es übrigens nicht; vielmehr zieht sich ein ganzes Netz unterschiedlichster Wege durch ganz Europa. Der Weg vorbei an der ehemaligen Prioratskapelle St. Jakob in Grüningen gehört zum heute durchgehend beschilderten internationalen Ost-West-Weg, der durch Europa bis nach Santiago reicht. Auf diesem Weg geht es bei Breisach über den Rhein und weiter zur Burgundischen Pforte. Danach führt der Weg bis nach Le Puy, dem mittelalterlichen Sammlungspunkt in Richtung Spanien.
Enorm an Bedeutung gewonnen
Schon früh werden sich die Pilgerströme hier vor dem Rheinübergang gebündelt haben. Der Legende nach ist der zweite Prior des damaligen Cluniazenserklosters, der Heilige Ulrich, deshalb in den nahegelegenen Schwarzwald – ins heutige St. Ulrich – umgezogen. Zu viele Jakobuspilger störten demnach die Ruhe des Klosters.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Kapelle neu aufgebaut und nach dem heiligen Ulrich benannt. Seit 1844 ist rund um die kleine Kirche der Friedhof von Oberrimsingen.
Seit Ende des letzten Jahrhunderts hat der „Camino“ wieder enorm an Bedeutung gewonnen. 2019 waren insgesamt fast 350 000 Pilger aus aller Welt in Santiago. Das Jugendwerk war ab 1992 mit mehreren Pilgergruppen unterwegs und erreichte Santiago 1999, im Heiligen Jahr.
2020 war wegen der Corona-Pandemie für den Jakobusweg ein denkwürdiges Jahr: Zum allerersten Mal in der Geschichte musste er zeitweise „geschlossen“ werden. Insgesamt ließen sich das gesamte Jahr über weniger als 50 000 Pilger registrieren, die meisten kamen aus Spanien. Drei Monate lang konnte überhaupt niemand in der Kathedrale von Santiago Einzug halten. Laut Norbert Scheiwe gab es das „weder während der Pest, noch in der Reformation oder in den vielen Kriegszeiten“. Gleichzeitig führten die Beschränkungen in Spanien aber dazu, dass die Wege in Deutschland eine immer größere Bedeutung erlangten.
Momentan werden vom Jugendwerk keine Pilgerreisen organisiert, da die Corona-Bestimmungen dies nicht zulassen. Einzelpilger kommen aber vor allem in den wärmeren Monaten viele vorbei. Ortsvorsteher Mangold verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Kapelle im Sommer tagsüber geöffnet ist. Geplant ist, dass Pilger demnächst einen Stempel für ihr Pilgerbuch vorfinden. Scheiwe sagte zu, dass ein solcher Stempel auch in der Oberrimsinger Stephanuskirche hinterlegt werden soll. Dort steht eine mit Unterstützung der Jakobusgesellschaft aufwendig restaurierte Jakobusstatue.
Heilige Pforte bleibt länger offen
Möglicherweise werden bald wieder mehr Pilger Station in Oberrimsingen und Grüningen machen. 2021 fällt der Gedenktag des Heiligen Jakobus, der 25. Juli, nämlich auf einen Sonntag. Seit dem 15. Jahrhundert werden diese Jahre als „Heilige Jahre“ begangen. Am Silvestertag wurde deshalb in Santiago de Compostela die Heilige Pforte geöffnet. Wegen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen hat Papst Franziskus jedoch angekündigt, dass sie nicht Ende 2021, sondern erst im Juli 2022 wieder geschlossen werden soll.
